Keltologie-Celtic Studies                
 

ABNOBA

Abnoba ist eine Göttin die von den Kelten im Gebiet um den Schwarzwald verehrt wurde. Sie personifizierte speziell den Schwarzwald, der in der Antike den Namen ‚Abnoba mons‘ trug. Nach der Interpretatio Romana wird sie mit Diana gleichgesetzt. Diana ist in der römischen Mythologie die Göttin der Jagd, des Mondes und der Geburt, Beschützerin der Frauen und Mädchen.

Die Etymologie des Namens Abnoba ist bislang ungeklärt.

Von Ptolemaios wird das Toponym in seiner um das Jahr 150 erstellten Geographia als eines der in der Germania magna liegenden Gebirge (ὄρη) mit dem Anfang im Süden (31° 49') und dem Ende im Norden (31° 52') angegeben (Siehe Karte links). Nach Plinius und Tacitus bezieht sich der Gebirgsname ‚Abnoba mons‘ auf das Waldgebirge, in dem die Donau entspringt. Diese Nachrichten werden durch Inschriftenfunde aus dem Schwarzwaldgebiet bestätigt. Ein an der Brigachquelle bei St. Georgen im Schwarzwald gefundenes Relief wird mit der Diana Abnoba in Verbindung gebracht.



Bild links: Sandsteinstatuette der Göttin ABNOBA

Fundort Karlsruhe am Albufer

Die kopflose Statuette mit einem Jagdgewand bekleidet zieht einen Pfeil aus dem Köcher und wird von einem Jagdhund mit einem Hasen im Maul begleitet.

Relief der Göttin ABNOBA an der Brigachquelle im Schwarzwald.

Zu sehen auch ein Hirsch, ein Hase und  ein Vogel zwischen 2 Menschenköpfen 

Wegen dieser und ähnlicher Funde galt Abnoba als Beschützerin des Waldes, des Wildes und der Quellen, insbesondere als Schutzpatronin der Heilquellen in Badenweiler. Wild und Jäger unterstanden ihrem Schutz. Die Gleichsetzung mit Diana zeigt etwa eine in Badenweiler aufgefundene Weiheinschrift eines gewissen Fronto, der damit ein Gelübde einlöste. Wahrscheinlich stand auf dem Sockel, der diese Inschrift trägt, ursprünglich eine Statue dieser Gottheit. Tatsächlich wurden in Badenweiler auch Leiden kuriert, die zu ungewollter Kinderlosigkeit führten. In den Thermen dieses Ortes war ungewöhnlicherweise die Frauenabteilung nicht kleiner als die für Männer. Abnoba dürfte für die Besucher von Badenweiler also vor allem als Fruchtbarkeitsgottheit gegolten haben.

Bild links: Weihestein für Abnoba  auf dem 'Brandsteig'  zwischen Schenkenzell und Aichhalden bei Schiltach (Kreis Rottweil)

Text der Widmung:  

Abnobae / Q(uintus) Antonius / Silo |(centurio) leg(ionis) I A/diutricis et / leg(ionis) II Adiutri/cis et leg(ionis) III Aug(ustae) / et leg(ionis) IIII F(laviae) F(elicis) / et leg(ionis) XI

C(laudiae) P(iae) F(idelis) / et leg(ionis) XXII P(rimigeniae) P(iae) F(idelis) D(omitianae) / v(otum) s(olvit) l(ibens) l(aetus) m(erito)

Der Abnoba. Quintus Antonius Silo, Hauptmann der Legio I adiutrix, Legio II adiutrix, Legio III Augusta, Legio IIII Flavia felix, Legio XI Claudia pia fidelis und der Legio XXII pia fidelis Domitiana hat sein Gelübde froh und freudig nach Gebühr eingelöst.

Die Ursprungsbedeutung Abnoba  für die Göttin als Beschützerin der heilenden und gesundheitsspendenden Wasserquellen wurde offensichtlich erst mit der Zeit von der Göttin her  auf das Gebiet mit dem ganzen Tierbestand in dem diese zahlreichen Quellen entspringen ausgedehnt. Denn insbesondere den Tieren standen diese Quellen zur Verfügung und sorgten sicher für einen großen Wildbestand -auch als Zeichen der besonderen Fruchtbarkeit-  in den dortigen Wäldern.

In Pforzheim, der Pforte zum Schwarzwald, im Bereich der Altstadtkirche St. Martin, wurde ein Altarstein der Göttin geborgen. In unmittelbarer Nähe wurde auch eine Holzstatuette der Quell-und Gesundheitsgöttin Sirona in einem Brunnen entdeckt. Die Kirche ruht auf römischen Fundamenten an der Furt über die Enz.

Sanskrit {S} áp – Wasser; apás – wässerig, Wasser-;(10) / Kurdisch: av – Wasser;(30)

Gälisch {G} ab, abh – Wasser; nobha - neu, frisch, jung;(1) / Gälisch {G} ab – Fluss; noíb – heilig, geweiht (2);

ABNOBA:  Bedeutung 1: Neues, frisches Wasser = Quellwasser. Abnobagebirge/Schwarzwald: Die Bergregion in der unzählige Quellen entspringen wurde demnach als aussergewöhnliches Gebiet angesehen.

Bedeutung 2:  Heiliges, geweihtes Wasser. Wasserquellen  wurden bei den Kelten immer als etwas kostbares und heiliges angesehen und entsprechend verehrt. Das galt vorallem sicherlich auch für die Donauquellen  Brigach und Breg. Laut dem Geographen Strabon ritt der römische Feldherr und spätere Kaiser Tiberius nach seinem Alpenfeldzug  im Jahr 15 v. Chr. vom Bodensee gen Norden und entdeckte bzw. fand dort „nach einer Tagesreise die Quellen der Donau“.


Bild oben: Rekonstruierte Weiheinschrift aus Badenweiler für Göttin Abnoba

ANCAMNA

Ancamna war eine gallo-römische Schutzgöttin, die besonders in Teilen des Moseltales verehrt wurde - in Trier (Augusta Treverorum, Tempelbezirk Irminenwingert) und Ripsdorf zusammen mit Mars Lenus, in Möhn mit Mars Smertulianus.

Ancamnas Altäre in Trier waren ebenso der Anbetung von Mars wie anderen Genien der Treverer geweiht. Es ist naheliegend, deshalb auch in Ancamna eine Stammesgottheit zu sehen. Im Heiligtum von Möhn wurden Votivgaben für Ancamna, Mars Smertulianus (Gälisch {G} smear - 1. Stärke, Kraft, Macht; 2. Lebenskraft, Vitalität, Lebhaftigkeit; 3. Tatkraft, Mut, Eifer; 4. Held;(1))

und einen lokalen Genius Cucullatus gefunden. In Luxemburg fanden Ausgräber ein bronzenes ex voto für Inciona und Lenus Mars Veraudunus (Gälisch {G} fèarr – bester; duine – Mann; (1)). Eine Verbindung zwischen Ancamna und Inciona wird vermutet, ist aber derzeit nicht eindeutig beweisbar.

Gälisch {G} an - hervorragend, erhaben, berühmt; àin – ehrbar, lobenswert;(1) / {G} cama – stark, kühn, tapfer;(1)

ANCAMNA: Die überaus tapfere (Göttin); Die durch ihre Tapferkeit berühmte (Göttin);

Inciona: Gälisch {G} ing – Gefahr;(1) / ing – Gefahr, Notlage;(2)

ci -wehklagen, jammern, weinen, als Substantiv: Klagegeschrei; (siehe auch Gott ‚Antenocitius‘: Gott, der den in Gefahr wehklagenden zu Hilfe eilt;

INCIONA: Götttin der in Gefahr und Not Wehklagenden; Erretterin aus Not und Gefahr;

Bild oben: Relief mit Ancamna und Mars Smertrius (Hist. Museum Pfalz-Speyer)

ATEPOMARUS

Atepomaros, auch Atepomarus, ist der Name eines keltischen Gottes.

Der Gott wird in zahlreichen Weiheinschriften aus dem Gebiet des römischen Galliens genannt. Eine bei Mauvières (Département Indre) im Gebiet der Bituriges (Provinz Gallia Aquitania) gefundene Weiheinschrift nennt den Namen des Gottes und dokumentiert seine Verehrung wie folgt:

Num(ini) Au[g(usti)] / et Genio Apol<l=I>inis / Atepomari Iul(ius) Atr/ectus Craxanti fil(ius) et Iul(ius) / Gna<t=I>us Atrecti fil(ius) d(e) s(uo) d(ederunt). [CIL 13, 1318]

Hier wird Atepomarus mit Apollo in Beziehung gebracht bzw. gleichgesetzt.

Ein Weihestein an den Gott Mercurius Atepomarus aus dem 2. Jahrh. n. Chr. aufbewahrt im ‚Musée de Bretagne‘ / Rennes Frankreich enthält folgenden Text:

In honorem domus / divinae et pagi Ma/tantis Deo Mercurio / Atepomaro / T(itus) Fl(avius) Postuminus sacerd(os) Ro/mae et Aug(ustorum) quem primum / civitas Riedonum perpe/tuo flamonio Martis Mul/lonis honoravit bis duovirum(!) / omnibus officis apud suos / functus statuam cum suis / ornamentis de suo posui[t l(ocus)] d(atus) ex d(ecurionum) [s(ententia)]

Die Weihung erfolgt hier an einen Mercurius Atepomarus.

Nach römischer Überlieferung existierte eine keltische Sage, in der Atepomaros mit seinem Gefährten Momoros vor einem gewissen Seroneus geflohen sein und als Schutz die Stadt Lugdunum (Lyon) erbaut haben soll.



Oben: Weihestein an Mercurius Atepomarus (Musée de Bretagne/RENNES Frankreich)

Sanskrit [S] tāpa – 1.Sonne; 2.Glut, Hitze; 3.Brennen

ātapá –1. Glut, Hitze; 2. Sonnenschein; 3. glühend; máh – groß, mächtig (10)

Gälisch: {G} már – 1.groß, bedeutend; 2. mächtig, berühmt;(2)

ATEPOMAROS: der mächtige Sonnen- oder Hitzegott.

Auch Apollo und Lug wurden zur Römer- und Keltenzeit als Sonnengott verehrt.

Gälisch {G}: lùgh - Stärke, Macht, Gewalt, Kraft, Energie;(1)

Keltisch/Bretonisch {Bre} luc’h – Glanz; luc’hus - leuchtend; lugern – grelles Licht;(7)

SUCELLUS

Sucellus, auch Sucelus oder Sucaelus, war ein für Glück, Gesundheit, Wohllergehen, Wohlbehagen und Wein -der ja auch ein gewisses Wohlbehagen erzeugt und im Altertum als gesundheitsfördernd angesehen wurde- zuständiger keltischer Gott.

Die Verehrung des Sucellus war vor allem im südlichen und östlichen Gallien sehr verbreitet. In der heutigen Schweiz gibt es Inschriften in Yverdon und Augst als ‚Deus Sucellus‘. In Genf, Lausanne, Visp sowie in Kinheim-Kindel an der Mittelmosel sind verschieden große Statuen des Sucellus gefunden worden.

Er wird hier immer als bärtiger Mann in gallischem Gewand dargestellt, in der einen Hand hält er einen langstieligen Schlegel oder Doppelhammer, in der anderen einen Topf oder Becher. Auf den meisten Weihesteinen ist er mit Weinfässer, die am Boden aufgestapelt sind zu sehen, auf der  Statue von Kinheim (Mosel) hält er zusätzlich noch Weintrauben im Bausch seines Gewandes im Arm. Die Attribute scheinen zudem recht zufällig, die Sucellusstatue von Visp im Wallis z. B. hält in der rechten Hand einen Trinkbecher, im Gürtel steckt zudem ein Gegenstand, der wie ein Haken aussieht, in der linken Hand hatte er vermutlich einen langstieligen Hammer (nicht mehr vorhanden). Auch mit Messer, Schwert, Geldbeutel oder einem (dreiköpfigen) Hund als Begleiter ist er abgebildet.

Häufige Begleiterin des Sucellus ist die Göttin Nantosvelta, so auf einem Altar bei Sarrebourg (Pons Saravi), wo er als Attribut einen Herrscherstab mit Hammerkopf und einen Topf hält. Der bärtige Gott ist mit einem gegürteten Rock bekleidet, die Göttin trägt ebenfalls einen Herrscherstab (heute im Musée d'Art et d'Histoire de Metz).

Gälisch {G} su / so:  gut, hervorragend, außerordentlich; und als positiv verstärkendes Präfix im Sinne von : sehr, überaus…;(2)

Gälisch {G} so- auch als Präfix speziell vor Adjektiven und in der Bedeutung von: gut, geeignet, geschickt, fähig;

Sanskrit: {S} sú - gut, wohl; sukha – Behagen, Glück; sukhay – beglücken, erfreuen; sukhita – glücklich, froh; sukhāy – glücklich sein, sich wohlfühlen, sukhakara – Wohlbehagen bringend;(10)

Hindi: su- Präfix gut, wohl, gesund; dann auch: sehr, sehr viel, überaus;(6)

Sanskrit: {S} kalya – gesund; kalyána – 1. gut, glücklich; 2. Gutes, Glück, Segen;- gut, wohl; (10)

dann auch:  kalya in der Bedeutung von:  1. gesund, kräftig; 2. Gesundheit; 3. berauschendes Getränk; kalyána – 1. gut, glücklich; 2. Gutes, Glück, Segen;(10)

SUCELLUS: Der für (überaus viel) Glück, Gesundheit, Wohlbehagen (und berauschende Getränke-die ja auch ein gewisses Wohlbehagen erzeugen und im Altertum als gesundheitsfördernd angesehen wurden) zuständige Gott. Der Hund auf manchen Weihesteinen neben ihn als Symbol von Wachsamkeit und Schutz, der Hammer als  Macht- und Schutzsymbol. 

NANTOSVELTA

Nantosvelta, auch Nantosuelta war eine keltische Göttin, die meist zusammen mit dem Gott Sucellus verehrt wurde.

In bildlichen Darstellungen erscheint Nantosvelta vor allem im Mediomatrikergebiet etwa auf zwölf Stelen zusammen mit Sucellus. Ein Altar aus dem lothringischen Sarrebourg (römische Provinz Gallia Belgica) mit der typischen Darstellung des Götterpaares trägt die Inschrift: DEO SVCELLO NANTOSVELTE.

Sie trägt einen langen Rock und hält in ihrer Linken einen langen Stab mit einem Häuschen an der Spitze. In ihrer Rechten hält sie häufig ein Füllhorn, oder die Hand ruht auf einem Opferaltar. Manchmal wird sie von einem Raben begleitet. Diese Attribute weisen auf  ihre Funktion als Schutzgöttin des Hauswesens hin.

Sanskrit: {S} nánda – Freude, Lust;(10)

Gälisch {G} náne – Glück, Schicksal; dos – Beschützer(-in); felaid – beschützen, bewahren, sichern; (2)

Walisisch: gwella – verbessern, vervollkommnen, heilen; (5) Kornisch: gwell – besser; gwellhe – verbessern; (9)

(Kurdisch: nanda – Beschützer(in), Wohltäter(in);(30))


NANTOSVELTA: Beschützerin des (häuslichen?) Glücks oder Wohlergehens;


RICAGAMBEDA / HARIMELLA

Ricagambeda ist eine keltisch/germanische Göttin, die lediglich durch eine Inschrift auf einem Weihestein aus dem 2. Jahrhundert einzig belegt ist.

Im Tempelbezirk des Kastells Blatobulgium am Hadrianswall beim schottischen Ort Birrens (Dumfriesshire) steht dieser Weihestein unter anderen Steinen, die römischen und keltischen Gottheiten gestiftet sind (Mars, Minerva, Viradesthis). Neben dem Ricagambeda-Stein findet sich ein Weihestein für die Göttin Harimella (Gälisch: àr – Kampf, Schlacht;(1) / Bretonisch: mell – groß, gewaltig;(7)).

Text des Ricagambeda -Weihesteins:

'Deae Ricagambedae pagus Vellaus milit(ans) coh(ortis) II Tung(rorum) v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)'

'Der Göttin Ricagambeda haben (die Männer) des Vellavianischen Bezirks der 2. Kohorte ihr Gelübde bereitwillig und verdientermaßen erfüllt'


Text des Harimella - Weihesteins:

‚Deae Harimellae sac(rum) Gamidiahus arc(h)it(ectus) v(otum) s(olvit) l(ibens) l(aetus) m(erito)‘ :  

Der Stein wurde also laut Inschrift von Gamidiahus einem germanischen Militär-Beamten (architectus) gestiftet.

Zum Namen Ricagambeda:

Angelsächsisch: rice – stark, groß, mächtig, gewaltig; an hoher Stelle stehend; beadu – Krieg, Kampf, Schlacht;(16)

Gälisch {G}: cám – battle, conflict;(2)/ bàth – Schlacht, Massaker, Tod; beath – Blut;(1)

Das Gälische ‚cám‘ entspricht dem Germanischen ‚beadu‘ – Kampf, Schlacht, Krieg;

Rica = mächtig + gambeda/cambeda = Schlacht, Kampf =>

DEA RICAGAMBEDA: Mächtige Schlachtengöttin

DEA HARIMELLA:     Große/Gewaltige Schlachtengöttin


AERICURA

Aericura, auch Herecura, Hericura, Ericura oder Erecura, ist eine keltische Gottheit.

Aericura wird zumeist mit mit Fruchtbarkeitsattributen wie Apfelkörben dargestellt, manchmal in Begleitung eines Wolfs oder Hundes. Eine bekannte Inschrift mit bildlicher Darstellung stammt aus Sulzbach/Baden Württemberg (römische Provinz Germania superior) mit folgendem Text:

I(n) h(onorem) d(omus) d(ivinae) d(eae) s(anctae) Aericur(ae) et Diti Pat(ri) / Veter(ius) Paternus et Adi() Pater(na) ] [CIL XIII, 6322]- heute im Badischen Landesmuseum Karlsruhe ausgestellt.

Aericura wird hier mit einem Fruchtkorb in der Hand, Dis Pater mit einer Schriftenrolle dargestellt.

Verbreitet ist Aericura hauptsächlich im Donaugebiet, Süddeutschland und Slowenien, jedoch tauchen Darstellungen von ihr auch in Italien, Britannien und Frankreich auf.

Schriftliche Belege für ihre Verehrung fehlen jedoch und eine Etymologie des Namens aus den keltischen Sprachen ist bisher noch nicht gelungen.

In einer Inschrift in Corbridge, Northumberland ist ein männlicher Gott Arecurius erwähnt, der nach der Interpretatio Romana mit Apollon oder Mercurius gleichgesetzt wurde.

Gälisch :  {G} èarr – vornehm, gewaltig, erhaben;(1)

ér – großzügig, vornehm, groß, bedeutsam, hoch, vereehrt;(2)

{G} cur – Energie, Kraft, Macht, Virilität; cùra – Beschützer, Beschirmer,  Behüter, Wächter;(1)

AERICURA: Die ‘Erhaben-Kraftvolle-Großzügige’ Göttin, die für Fruchtbarkeit und Wohlstand sorgt bzw die ‘Kraftvolle Beschützerin’ mit dem Hund als als treuen Begleiter, Wächter und Beschützer.

Die Göttin hat demnach also eine Doppelfunktion


Aericura. Sitzfigur aus Stuttgart-Bad Cannstatt, Württembergisches Landesmuseum, Stuttgart


COCIDIUS

Cocidius ist der Name einer spätantiken romano-britischen Gottheit. Die Etymologie seines Namens war bisher ungeklärt.

Cocidius wurde vor allem in Nordbritannien, nämlich in Cumberland und Northumberland von dort stationierten römischen Soldaten verehrt. Man fand in der Nähe des Hadrianswalls auch Darstellungen eines gehörnten Kriegsgottes, der Cocidius darstellen könnte. Gleichgesetzt wurde Cocidius nach der Interpretatio Romana einmal in Housesteads (Vercovicium) mit dem römischen Silvanus und fünfmal dem Mars gleichgesetzt. In einigen Weiheschriften wurde Cocidius mit Teutates, Riocaletis und Vernostus identifiziert.

Das Zentrum des Cocidius-Kultes wird um Fanum Cocidi[i]  vermutet. Fanum Cocidi war ein römisches Vorpostenkastell am Hadrianswalls auf dem Gemeindegebiet  von Bewcastle, District Carlisle, County Cumbria, England.

Der Begriff 'Fanum' stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Tempel“ oder „Heiligtum". Im Kellerraum unter dem Fahnenheiligtum des Kastells wurden zwei 89 × 113 und 57 × 79 cm große Silberplatten aus dem 3. Jahrhundert gefunden: Auf einer ist der Gott in einer Art Schrein, mit einem Speer in der rechten und einem Schild in seiner linken Hand, auf der anderen nur mit einem Speer dargestellt. Auf beiden waren auch die Inschriften, Deo Cocidio und D(e)o Coc(i)dịo Av(e)ntinus f(ecit), eingeprägt. Im Umfeld des Kastells konnten weiters neun Altäre geborgen werden. Fünf waren dem Kriegsgott Cocidius gewidmet und ein weiterer seiner romanisierten Personifikation, dem Mars Cocidius. Nur einer war dem Mars Belatucadrus, zwei dem Iupiter Optimus Maximus geweiht.

Das Plateau von Bewcastle dürfte schon seit der Bronzezeit besiedelt gewesen sein. 800 Meter östlich von Woodhead wurden die Reste von Rundhütten (Steinkreise) beobachtet. Die Stätte dürfte also lange vor den Römern bekannt und, wie schon der Ortsname annehmen lässt, das Zentrum des Cocidiuskultes gewesen sein, das von den einheimischen Stämmen zur Zelebrierung religiöser Riten und Andachten aufgesucht wurde. An keinem Ort in Britannien wurden ähnlich viele Widmungen an diese Gottheit gefunden. (Wikipedia)

{G} cog – kämpfen (fight), Krieg führen (carry on war); cogadh – Krieg (war), Kriegführung, Kriegskunst (warfare), Gefecht (fighting); cogail – kriegerisch (warlike); coigne – Speer (spear), Pfeil (dart); (1) // {G} cocad - Krieg, Kampf, Kriegsführung;(2); dia / [dius] - Gott (god), (deity);(1)

cith - Wut, Raserei, Wildheit; citheach - zerstörerisch, wild, rasend; (1)

COCIDIUS: 'Kriegsgott' /'God of war - war god' / Rasend, wild im Kampf;

Der Ortsname 'Bewcastle' leitet sich ab von : {G} biuidh: Feind (foe), Heer (army): Also Heeres-/Feindeslager 

Oben Karte 'Römische Kastelle in Nordbritannien' (Zum Vergrößern anklicken)


APOLLO GRANNUS AMARCOLITANUS

GRANNUS: Sanskrit: {S}. ghŗņá – Hitze, Glut;(10) / ghŗņi –  Hitze, Lichtstrahl, Tag;(10); / gharmá – Glut, Hitze,Sommer; (10);

Gälisch: {G} lò-chrann – Sonne: lò = poetische Form von là- Tag (1)

'gran(n)' entspricht dem gälischem: {G} grian – Sonne, Licht der Sonne; grianach – sonnig, warm; (1)

APOLLO GRANNUS: Hitzegott/Sonnengott 

{G} amhairc – schauen, betrachten, beobachten, überwachen; amharc – Betrachtung, Beobachtung, Auftreten, Erscheinung; (1)

{G} li, lithe, lithean – Wasser; lithe –Wasserflut, Überflutung durch Wasser;(1)

Amarcolitanus: der den Wasserfluss überwacht, der Obacht darauf gibt, dass Wasser (immer im Überfluss) fließt ...  Gott der dafür sorgt, daß das Wasser in Strömen fließt.  

APOLLO GRANNUS AMARCOLITANUS: Gott der für beständig fließendes (heißes oder warmes) Wasser sorgt           

In Hochscheid im Hunsrück wurde ein gallo-römisches Quellheiligtum des Apollo Grannus und der Göttin Sirona aus dem 2. Jahrhunderts n. Chr. entdeckt. Grannus wurde vor allem in Heilbädern  verehrt, die von warmen Quellen gespeist wurden. So hieß Aachen, wo heiße Quellen der Erde entspringen und entsprechende Heilbäder vorhanden waren Aquae Granni („Wasser des Grannus“). 


APOLLO GRANNUS (Quellheiligtum Hochscheid)

SIRONA und DIRONA

{G} sior: beständig, immerwährend; 2.Zeitenkreislauf; (1)

{G} sior-uisge: ununterbrochener Wasserlauf,  immerwährende, immerfließende Quelle, anhaltender Regen;

{G} uisge -   Wasser, Fluss, Bach, Regen; (1); sior-uaine: immergrün;(1);

OIrish: {G} sír - dauerhaft, nachhaltig, beständig, unaufhörlich / *siros -dauerhaft, fortwährend;(8)       

{G} síor – ewig, fortwährend, dauernd; síor- - präfix immer-, ewig, fortwährend (12)

OldMarathi: thira - ständig, beständig, stabil, dauerhaft;(38)

Gallisch/Keltisch: on, onno – Wasser, Fluss;(13)

Sirona und Dirona sindt ausschließlich aus antiken Weiheinschriften bekannt, eine Mythologie ist nicht überliefert. Ein gallo-römisches Quellheiligtum des Apollo Grannus und der Sirona aus dem 2. Jahrhunderts n. Chr. wurde in Hochscheid (Hunsrück) entdeckt.  Dort fand sich auch die Inschrift „DEO APOLLINI ET SANCTE SIRONE“. Ein weiteres Heiligtum des Apollo und der Sirona ist durch eine 201 n. Chr. datierte Bauinschrift aus Grossbottwar belegt. Sirona wurde häufig an Heilquellen verehrt. Sie war eine Göttin der Heilung und -wie auch aus ihrem Namen hervorgeht:  

SIRONA / DIRONA: Göttin des dauerhaften Wasserflusses,  der fortwährenden Erneuerung, der Wiederherstellung der Gesundheit.

SIRONA (Quellheiligtum Hochscheid)

Nachweise:

Augusta Treverorum, Gallia Belgica Deae Diro[nae] / Silvin[i] / Adiutor et Iun[ianus] / v(otum) s(olverunt) l(ibentes) m(erito)

Augusta Treverorum, De]ae Diro(nae) deo [Apollini?] / [3]AE II[3] / [3] v(otum) s(olvit) l(ibens) [m(erito)]

Augusta Treverorum, D(e)ae Dirona(e) / L(ucius) Lucanius Censor[i]/nu[s] sigillum d(onum) d(edit)

Saint-Avold/Mediomatrici, Gallia Belgica Deae Dironae / Maior Ma/giati filius / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)

 Corseul/Fanum Martis, Lugdunensis Num(ini) Aug(usti) de(ae) / Dirona(e) Cani(a) / Magusia lib(erta) / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)

Aquincum, Pannonia inferior Apollini / et / Sironae / T(itus) Iul(ius) Mer/cator d(ecurio) c(oloniae) / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)

Mailand/Mediolanum, Transpadana Thiron(a) et Apollo

ICOVELLAUNA

Icovellauna war eine keltische Göttin, die in Gallien verehrt wurde. Zu ihren Kultstätten gehörte ein Heiligtum in Le Sablon in Metz, das über einer Quelle mit 8-eckiger Einfassung erbaut worden war. Ein weiteres Heiligtum befand sich im Altbachtal-Tempelkomplex bei Trier. Im Tempel in Metz führte eine Wendeltreppe mit über 50 Stufen zu ihrem Brunnen hinunter, der einen Durchmesser von 6 m aufwies, so dass die Gläubigen sich hier am Wasser erquicken und auch ihre Votivgaben hinterlassen konnten. Auf einer Bronzetafel, die an der Brunnenwand befestigt war ist folgende Inschrift eingraviert: Deae Icovellaunae sanctissimo numini....'der heiligsten Göttin Icovellauna...'

 

Bild unten:Quellheiligtum Le Sablon der Göttin Icovellauna

Icovellauna war eine Göttin der Heilung, Gesundung und Genesung, was sich auch aus folgender Ableitung ihres Namens ergibt:

{G} ioc, ice, ic – Heilung, Medizin, Heilmittel, Labsal, Linderung; ;(1); ic –  heilen, kurieren;(1)

{K} Cornish: gwella – verbessern; steigern, erhöhen; qwell - besser;(3);  Siehe auch das heutige englisch Adjektiv 'well';

{G} lán – voll, ganz, perfekt;(1) / vellauna/vellaunus bedeutet demnach salopp übersetzt: Jemand der etwas voranbringt, forciert, managt bzw  'Spezialist', 'Koryphäe', 'Experte', 'führend in...', Führer...

(Die Mistel wurde bei den Kelten als 'Allheiler/Allheilmittel' bezeichnet: Gälisch: uil'-ioc (uil - all / ioc - Heilmittel))

ICOVELLAUNA : Göttin, die die Gesundheit erhält, verbessert oder  wieder (ganz) herstellt bzw. Spezialistin in Sachen Gesundheit und Regeneration


COVENTINA

Coventina war eine Heil- und Quellgöttin, die am Hadrianswall in Britannien verehrt wurde. Für Coventina errichteten die am Hadrianswall stationierten Legionäre ein Heiligtum beim Kastell Brocolitia (Carrawburgh, Northumberland). Das Heiligtum lag westlich des Kastells („Coventinas Well“). Es entstand wohl in der Zeit um 130 n. Chr. Der quadratische Tempel wurde über einer heute noch fließenden Quelle erbaut. Die Gebäudestruktur war typisch für kelto-römische Quellenheiligtümer. Im Innenraum und im Quellbecken fanden sich 22 Steinaltäre, die ursprünglich wohl alle an den Wänden aufgereiht standen. Im Brunnen wurden hunderte von Münzen und Votivgaben gefunden.

{G} còb – Fülle, Überfülle, Überfluss;(1)

{G} ean – Wasser;(1) / díon – Schutz, Wächter; als Verb : schützen, bewahren, bewachen;(1)

COVENTINA: Schützerin bzw Schutzgöttin der Wasserquelle. Sorgt dafür, daß die Quelle immer reichlich sprudelt.

Der Kastellname BROCOLITA ist eine Kombination aus Germanisch/Angelsächsich : brōc – Bach; Giesbach,Wasser;(16) und dem keltisch/gälischen Begriff {G} li, lithe, lithean – Wasser; lithe –Wasserflut;(1) ;

Das kommt vermutlich daher, dass hier im 2. Jahrhundert germanische Söldnertruppen wie die Tungrer, Cugerner (cugar – Held, Kämpfer, Streiter) und 'Frixii' (Friesen) stationiert waren. Sie hängten vermutlich ihren Begriff für 'Wasser', Bach' an den keltischen einfach an.



Bild links: Flachrelief der Coventina als Nymphen-Triade

Soll die reichlich schüttende Wasserquelle symbolisieren

Die Zahl 3 war eine bedeutende, mächtige und wichtige Zahl für die Kelten. Die Zahl wurde als heilig erachtet, so dass alles, was bildlich in  Dreiergruppen dargestellt wurde, auf dessen hohem religiösem Wert hinwies. .Siehe auch das französische Wort  'très' in der Bedeutung: 'sehr, höchst-, äußerst-',...


NYMPHAE GRISELICAE

Gréoux-les-Bains liegt im Südwesten des Départements Alpes-de-Haute-Provence am Ufer des Verdon.

Die seit keltischer Zeit bekannten heißen Thermalquellen (42°C) werden seit den 1960er Jahren wieder intensiv genutzt. Im Namen des kleinen Thermalbades hat  sich der Name der ‚Nymphae Griselicae“ erhalten. Der 128 cm hohe Altar mit der Weihung der Annia Faustina für die ‚Nymphae Griselicae‘ ist heute in der Eingangshalle der „Thermes Troglodytes Celtes-Galloromains“ aufgestellt.(CAG 03 Nr. 094.04).

Ihr Name leitet sich wie folgt ab:

 {G} grios – Wärme, Hitze; (1); gris – Feuer; {G} gris – Hitze, Feuer, Glut; (2);

 {G} lighe - Wasser;  lighe – Flut, überströmender Wasserfluss;(1)

NYMPHAE GRISELICAE: Nymphen der reichlich fliesenden Warmwasserquellen


Altar der Nymphae Griselicae (Gréoux-les-Bains)

CNABETIUS Mars

Cnabetius war ein keltischer Kriegsgott, der im heutigen südwestdeutschen Raum verehrt wurde. In gallo-römischer Zeit wurde er nach der Interpretatio Romana mit dem römischen Gott Mars identifiziert.

In einer Weihinschrift aus Osterburken, Baden-Württemberg, wird Cnabetius als „väterlicher Hornbläser Mars Cnabetius“ angerufen.

Vier Inschriften wurden im nördlichen Saarland gefunden, davon liegen mindestens zwei im Stammesgebiet der Treverer. Außerdem ist Cnabetius zweimal in Baden-Württemberg bezeugt.

In den Jahren 1984/85 wurde am Fuß der bekannten spätlatènezeitlichen Höhensiedlung „Hunnenring“ bei Otzenhausen/Saarland auf der Flur „Auf dem Spätzrech“ ein gallo-römischer Umgangstempel freigelegt. Dabei konnten u.a. insgesamt sechs bronzene Götterstatuetten geborgen werden, von denen vier dem Gott Mars und jeweils eine den Gottheiten Apollo und Diana zugeordnet werden können. Eine in der Nähe des Tempelareals gefundene bronzene Weiheinschrift ist Mars Cnabetius gewidmet und unterstreicht die Bedeutung dieses gallo-römischen Gottes für das Heiligtum. Die Ausdehnung der Anlage lässt weitere Bebauungen und eine gewisse regionale Bedeutung vermuten. Dabei könnte es sich um ein bedeutendes Pilgerheiligtum für Mars Cnabetius in der Civitas Treverorum handeln. 

Links oben: Weihetafel aus Bronze an Mars Cnabetius vom Spätzrech

Links: Mars Cnabetiusstatue vom Spätzrech (als Fehlguss interpretiert)

Inschriftensteine der römischen Provinz Gallia Belgica:

CIL 13, 04507 Wahlschied (Mediomatrici) [D]eo Mar[t]i / [C]nabetio / [B]enignus / [T]asgillus [v](otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)

CIL 13, 04508 Huttigweiler (Mediomatrici) Gnaretio // Ros/mar(tae?) / [1]undus / [3] d(edit?)

AE 2001, 01411 Schwarzenbach (Treveri) Marti Cnab/etio / C(aius) Elvon(ius) Caddi/marus / DIVMIANO / IT/[

CIL 13, 04258 Tholey (Treveri) In h(onorem) [d(omus) d(ivinae) I(ovi) O(ptimo) M(aximo)] / et M[arti] / Cna[betio] / G(enio) l(oci) Oco[nius] / Gemi[nus(?) ex] / testa[mento] / Ponti f(ilii?) p[os(uit)]

Inschriftensteine der römischen Provinz Germania superior:

CIL 13, 06455 Erbstetten In hon[orem] / [d(omus) d(ivinae)] Marti C[n]/abetio sim[u]/lac[r]um Car/tsrcon(?) v(otum) s(olvit) l(ibens) l(aetus) m(erito)

CIL 13, 06572 Osterburken Paterio / cornice(n) Mar(ti) / Cnabetio / vot(um) r(eddidit) l(ibens) l(aetus) m(erito) (Wikipedia)

 Gälisch {G}  cnab –zerschmettern, zerschlagen;(1)

{G} beithir – wild, vernichtend, brutal, grausam; beithir – Blitz-/Donnerschlag; (1)

MARS CNABETIUS: Gott, der (die Feinde) vernichtend zerschmettert

LATOBIUS

Latobius, auch Latovius ist der Name einer keltischen Gottheit, die auf einigen Inschriften aus der römischen Provinz Noricum genannt wird. In der Interpretatio Romana wird er meist mit Mars gleichgesetzt und als Mars Latobius angerufen.

Der Name Latobius/Latovius ist etymologisch nicht sicher geklärt. Bei Helmut Birkhan werden Übersetzungsversuche einiger Fachautoren angeführt: „der weithin Schlagende“, „Schläger der Wut“, „der weithin Gewaltige“, „der in der Ebene Mächtige“. Letzteres stimmt nicht ganz überein mit den Fundorten, die sich auf Bergspitzen und Passübergängen befinden.

In St. Margarethen bei Sankt Paul im Lavanttal hielt das Kultbild des Gottes anstatt eines Speeres das keltische pedum, den Hirtenstab. Diese Bronzestatue aus St. Margarethen war typenbildend für die Darstellung des Mars Latobius in römischer Zeit, wie ihre zahlreichen Repliken auf Grabsteinen beweisen.

Auf einem Hügel bei Sankt Margarethen im Lavanttal ist ein Heiligtum des Latobius ausgegraben worden. Es handelt sich dabei um einen typisch keltischen Umgangstempel. Ein Umgang (16 × 17,10 m Seitenlänge) windet sich um die fast quadratische cella (drei Seiten messen 9,80 m, eine 9,60 m), wobei der Umgang an der Ostseite genauso wie bei anderen entsprechenden Funden im Ostalpenraum etwas breiter ist. Ein mit einer Mauer umfasster Hof umgab den Tempel, jedoch ist dieser nicht vollständig ausgegraben. Der heilige Brunnen war über eine steile Stiege erreichbar.

Latobius wird in vier Weiheinschriften aus Noricum erwähnt, und zwar zwei davon aus Seggauberg (römisch Flavia Solva, Steiermark) sowie zwei weitere in Sankt Paul im Lavanttal (Kärnten). In den Inschriften aus Seggauberg wird der Gott Mars Latobius genannt, eine Kolossalstatue befindet sich im Stiftsmuseum von Sankt Paul.

Eine Felsinschrift für Mars Latobius wurde in der Kienbachklamm bei Bad Ischl im Salzkammergut gefunden.

Weitere Fundorte sind in Lendorf (Bezirk Spittal an der Drau) in einem Marsheiligtum, der so genannten Römerklause aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., bei der Pfarrkirche zum Heiligen Peter angeführt, sowie in Spielberg bei Knittelfeld. Der traditionelle Vierbergelauf über vier Kärntner Berge startet bei einer Kirche, welche über einem Latobius-Heiligtum in der Stadt auf dem Magdalensberg errichtet wurde.

Eine Inschrift aus Seggau nennt ihn sogar "Mars Latobius Marmogenius Toutates Sinates Mogetius". In einer Weihinschrift aus dem Gebiet um Flavia Solva (Marktgemeinde Wagna) wird der auch in Südwestpannonien und Nordostnoricum unter dem Namen Marmogius verehrte Gott als Mars Latobius Marmogius Toutates Sinates Mogetius angerufen.

Latobius: Gälisch {G} lath – Jüngling; 2. Held, Recke, Streiter; làthair – Sieg;(1)

làth, làith – Krieger, Kämpfer; lather – Lebenskraft, Vitalität, Kraft;

Old Marathi: lata – stark; latha – Kraft, Stärke;(38)

Hindi: ubh – hoch, groß, bedeutend;(36)

Sanskrit: upamá – oberster, (vor-)trefflichster, erster;(10)

Old Marathi: ubhāta – hoch, groß, bedeutend; upara – Spitze, oberster Teil;(38)

LATOBIUS: Oberster Krieger / Bedeutender Held (Schutzfunktion)

Bauinschrift in der Cella des  Latobius-Tempels von Sankt Margarethen bei Sankt Paul im Lavanttal (Bezirk Wolfsberg, Kärnten, Österreich) gefunden (Zeitstellung ca. 150 n. Chr. - 250 n. Chr.):

[L]atobio sacr(um) / C(aius) Speratius Vibius et / Valeria Avita pro inc/olumitate filior(um) suor(um) / voto suscepto navale ve/tustate conlapsum restitu/er(unt) // v(otum) s(olventes) l(ibentes) m(erito)

NAVALE: Gälisch: naomh – 1. heilig; 2. göttlich; 3. geweiht; naomh - Heilige(r); fàl – Mauer, Einfriedung;

NAVALE: Heiligtum / Tempel

 LENUS

Lenus Mars war ein keltischer Gott, der besonders bei den Treverern als Stammesgott und Kriegsgott, aber auch in Britannien verehrt wurde. In der Interpretatio Romana wurde er mit Mars gleichgesetzt.

Auf einer Inschrift in Saint-Mard bei Virton (Belgien, römische Provinz Gallia Belgica) trägt Lenus den Beinamen Exsobinus.  [CIL XIII, 3970 Leno Marti / Exsobin(i) Novic(ius) / et Exp<e=F>ctatus / v(otum) s(olverunt) l(ibentes) m(erito)]

Bei seiner gleichzeitigen Nennung mit Mars wird allerdings in fast allen gefundenen Inschriften zuerst der keltische Name genannt, was ungewöhnlich ist. Dies könnte auf seinen Vorrang hinweisen, vermutlich ist er der Stammesgott der Treverer gewesen. Seine Aufgaben lagen wahrscheinlich in Kriegs- und Heilfunktion. Ersteres lässt sich aus dem Vergleich mit Mars und einer Bronzestatue vom Martberg beim Ort Pommern an der Mosel (römische Provinz Germania superior ), welche ihn mit korinthischem Helm, Speer, Schild und Rüstung darstellt, schließen. Zweiteres dagegen legt eine Inschrift, wiederum vom Martberg, nahe, in der sich ein gewisser Tychikos bei Lenus dafür bedankt, dass er von schweren Leiden geheilt wurde.[ CIL XIII, 7661 "GR" // [C]orporis adque animi diros / sufferre labores // "GR" // Dum nequeo mortis pro/pe limina saepe vagando // "GR" // Servatus Tychicus divino / Martis amore // "GR" // hoc munus parvom pr[o] / magna dedico cura].

Ein weiteres Heiligtum befand sich im Tempelbezirk Irminenwingert in Augusta Treverorum (heute Trier), wo Lenus zusammen mit Iovantucarus, Ancamna und den Xulsigiae angerufen wurde. Neben acht Inschriften aus dem Gebiet der Treverer sind auch noch eine Bronzestatue und Bruchstücke eines steinernen Kultbildes des Gottes bekannt.

Aus Chedworth in Gloucestershire (England) stammt ein Altar für Lenus, mit einem Relief, das den Gott mit Axt und Speer abbildet. In Venta Silurum (Caerwent, Grafschaft Monmoutshire, Wales) wurde ein Statuensockel des Mars Lenus Ocelus Vellaunus gefunden, die Statue selbst ist nicht mehr erhalten.

Bild oben: Relief des Mars mit Helm und Lanze gefunden im  Gebietder Mediomatricer (Musées de la Cour d’Or, Metz)

Bild unten: Figur des Lenus Mars vom Martberg/Karden      

Die Etymologie des Namens ist bisher ungeklärt. Garrett S. Olmsted nimmt als eine Möglichkeit an, dass er von indogermanisch *plenos- kommen könnte, wobei es dann normalerweise keltisch *linos- heißen müsste. In diesem Fall hinge der Name mit „Schüttung, Füllung“ oder wahrscheinlicher mit „Stoß, Schlag, Schwung“ zusammen, was zum kriegerischen Aspekt passen würde. Eine andere Übersetzung lautet „Verwunder“ oder „Verletzer“, aber es könnte auch eine Verbindung zu „Jugend“ geben. Dagegen könnte es laut Helmut Birkhan von altirisch lían kommen, eventuell entlehnt von lateinisch lenis, was „lind“ und „milde“ heißt. Ein weiterer Vorschlag kommt von Patrizia de Bernardo Stempel, die Lenus als „Hain“ deutet. Der Beiname Exsobinus ist ebenfalls unklar.

Wortherkunft:Gälisch {G} lean – Schmerz, Kummer, Leid, Zerstörung, Verderben; Untergang; leòn – verwunden, verletzen;(1) lén- a) Debakel, NIederlage, Verletzung, Versehrung, Unglück, Schmerz, Leid;(2)

MARS LENUS: Wortherkunft: Gälisch {G} lean – Schmerz, Kummer, Leid, Zerstörung, Verderben; Untergang; leòn – verwunden, verletzen;(1) lén- a) Debakel, Niederlage, Verletzung, Versehrung, Unglück, Schmerz, Leid;(2)

MARS LENUS: Gott der Schmerzen, der Wunden, des Kummers, des Leides, der Zerstörung, des Verderbens und des Untergangs;

Der Gott hatte vermutlich 2 Funktionen: Gott, der Schmerzen, Kummer, Leid, Wunden, Zerstörung, Verderben usw. zufügt (den Feinden) und ebenso

Kummer, Schmerzen und Wunden heilen kann (bei den eigenen Kriegern und Leuten)!

LENUS MARS EXSOBINUS: Gälisch {G} éc – der Tod; (2); éag, eug, eig – Tod; Als Verb: sterben, umkommen, untergehen, verderben; (1)

bine – Verletzung, Unglück, Leid, Schaden, Zerstörung;(2)

EXSOBINUS: Gott, der tödliche Verletzungen, Schaden und Leid zufügt

OCELUS VELLAUNUS

In Großbritannien wurde Mars Lenus laut folgender Inschrift auf dem Sockel einer Statue mit Ocelus Vellaunus identifiziert:

   ‚..DEO MARTI LENO SIVE OCELO VELLAVN UND NVM AVG M NONIVS ROMANVS OB IMMVNITAT COLLEGNI D D S D GLABRIONE UND HOMVLO COS X K SEPT‘

 Übersetzung: ‚An den Gott Mars Lenus bzw Ocelus Vellaunus und an den Numen des AugustusMarcus Nonius Romanus widmete dies dem Privileg des Kollegiums während des Konsulats von Glabrio und Homulus zehn Tage vor den Kalendern im September‘.

Xavier Delamarre leitet den Namen Lenus von Walisisch llwyn in der Bedeutung ‚Hain, Hecke’ ab, von einem protokeltisch Wurzel * lēno-.

OCELUS: Gälisch {G} ocal – wütend, zornig,, gefahrbringend, rabiat, brutal;(2)

óc – junger Mann, Krieger;(2) / oig – Streiter, Kämpfer, Champion;(1) / ceallach – Krieg;(1) cèille – Tod;(1)

OCELUS: Bedeutung 1: der Wüterich, der Rabiate, der Brutalo bzw Bedeutung 2: der heldenhafte Krieger;

VELLAUNUS. {K} Cornish: gwella – verbessern; steigern, erhöhen; qwell - besser;(3);  Gälisch {G} lán – voll, ganz, perfekt;(1)

Vellaunus bezeichnet demnach salopp übersetzt jemanden der etwas voranbringt, forciert, managt, der in einem Bereich führend ist, einen  'Spezialist', 'Koryphäe', 'Experte', ‚Führer‘...;

(Siehe oben Göttin Icovellauna – ‚führend in Gesundheitsangelegenheiten, Expertin für Heilung und Gesundung)

CRETO

Seit dem 17. Jahrhundert ist das Ruinenfeld der antiken Siedlung von Belginum an der Fernstraße Trier – Bingen Gegenstand historisch-archäologischer Forschungen. Waren bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts die Ruinen noch oberirdisch sichtbar, beschäftigten sich erste intensive Forschungsarbeiten doch eher mit dem Streckenverlauf des römischen Straßennetzes. Den Anstoß gab die so gennannte „Tabula Peutingeriana“, die mittelalterliche Kopie einer römischen Straßenkarte. Dort liegt an einer Fernstraße ein Ort namens Belginum auf halber Strecke zwischen Mogontiacum (Mainz) und Augusta Treverorum (Trier). Lange Zeit wurde diskutiert, ob Belginum in den Burgruinen der Baldenau zu finden sei und ob es sich bei dem von Ausonius um 370 n. Chr. besuchten Ort Tabernae um Belginum handelt.

Erst zahlreiche Fundmeldungen aus den Jahren 1840 und wieder 1924 bzw. 1935 von ungewöhnlichen Objekten wiesen auf ein großes Trümmerfeld nahe des „Stumpfen Turmes“. Diese Funde ließen die Bedeutung des aufgelassenen Ortes erahnen. So wurde auf einer Weiheinschrift an die römische Göttin Epona als Weihende die vicani belginates, die vicus-Einwohner Belginums und als Financier der Steuerbeamte Caius Velorius Sacrillius genannt. Eine weitere Inschrift berichtet von der Stiftung eines Kulttheaters und von der Funktion des vicus als Mittelpunkt eines Gaues, dessen genius loci (Schutzgott) der keltische Gott Creto war. Die Siedlung erstreckt sich über eine Länge von etwa 600 m entlang der heutigen Hunsrückhöhenstraße, die hier die römische Straße überlagert, die Parzellen selbst sind ca. 100 m lang. (Quelle: Website https://belginum.de/belginum/forschungen/forschungsgeschichte/)

Der Name CRETO bedeutet 'Held'.  Gälisch {G} greit –  Held, Recke, Verteidiger;(1)

NETO

Neto, auch Netos oder Netus, ist der Name eines keltiberischen Kriegsgottes, der im Raum von Cadix und Trujillo verehrt wurde. Neto wurde in der Interpretatio Romana mit dem römischen Gott Mars gleichgesetzt. Sein Name ist aus folgenden drei Inschriften bekannt:

[CIL 02, 05278] Netoni deo / Caelius / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)

[CIL 02, 03386] Isidi Puel[lae(?)] / iussu dei Net[onis(?)] / Fabia L(uci) f(ilia) Fabiana avia / in honorem Avitae nept(i)s / piisimae ex arg(enti) p(ondo) XCII s(emis) || ...

[CIL 02, 00365] [Deo Marti?] Neto Valerius Avit[us] / M(arcus) Turranius Sulpici[3] / de vico Baedoro / gentis Pinton(um?)

Der Name entstammt der proto-indogermanischen Wurzel *nei-t- („kämpfen“).

Gälisch {G} neith – Kampf, Schlacht; neid – Kampf, Gefecht; 2. Wunde, die man in der Schlacht erhalten hat; neath – Wunde (1)

niat – tapfer, mutig; niadh – stark, mächtig;(1)

 NETO: Der Schlachtengott


ROSMERTA

Rosmerta war eine keltische Göttin, die meist zusammen mit Teutates, Cissonius, oder Visucius als Götterpaar verehrt wurde. Von den Römern wurde sie dem Mercurius als Gefährtin beigestellt. Ihr Kult war vor allem in Nordostgallien (Raum Koblenz, Hunsrück, Trier) sehr populär. Rosmertas Zuständigkeiten und Attribute sind denen des Merkur sehr ähnlich. Sie ist eine Göttin des Wohlstands, des Überflusses, der Fruchtbarkeit und der Fülle. Sie wird auch wegen ihrer anderen Eigenschaften wie Kraft, Mut, Stärke als Kampfgefährtin (Heldin) vereehrt.

{G} ro – verstärkendes Fürwort, auch als Adverb:  sehr viel, sehr groß, im hohen Maße, überaus ;(1)

{G} smear / smior – 1. Stärke, Kraft, Macht; 2. Lebenskraft, Vitalität, Lebhaftigkeit; 3. Tatkraft, Mut, Eifer; 4. Held(in);(1)

ROSMERTA: die überaus Starke, Kraftvolle, Mächtige, Mutige, Vitale

Das englische Wort 'smart' entspricht diesen Eigenschaften auch heute noch!


Merkur und Rosmerta (Historisches Museum der Pfalz, Speyer)


Karte von Funden

mit der Inschrift

Rosmerta (rot)

Cantismerta (grün)

Atesmerta (blau)


Smertrios, Smertullus, Smertulitanos, Smertulianus

Der keltische Gott wurde in der Interpretatio Romana mit dem Kriegsgott Mars gleichgesetzt. Smertrios ist auf einem Quader des Pfeilers der 'nautae Parisiaci' („Pariser Schifferzunft“), die aus der Zeit des Kaisers Tiberius stammt als Smert[rios] abgebildet (siehe links) und benannt.

{G} smear / smior – 1. Stärke, Kraft, Macht; 2. Lebenskraft, Vitalität, Lebhaftigkeit; 3. Tatkraft, Mut, Eifer; 4. Held;(1) / {G} ri – König;(2);

{G} tul - heftiger, stürmischer Schlag; heftiger brachialer Kampf;(2)  / tán – Land, Region, Gebiet;(1);

                                                                        {G} an - hervorragend, erhaben, berühmt; àin – ehrbar, lobenswert, (1)

SMERTULIANUS: stürmisch kämpfender berühmter Held

SMERTRIUS: starker, mächtiger König; Smertullus: stürmisch kämpfender Held; Smertullitanos: stürmisch kämpfender Landesheld;


Camulos

Camulos / Camulus / Camoulatis ist eine keltischer Gott, der in der Interpretatio Romana dem römischen Mars gleichgesetzt wird.

{G} cám – Kampf, Gefecht, Konflikt; (2) / camh – Macht, Kraft, Stärke;(1)

{G} cama – stark, kühn, tapfer;(1) / {G} ùall, ùallach – stolz; ùallan – edel, vornehm, adelig;(2);

{G} lath – 1. junger Mann; 2. Held, Recke; (1)

CAMULOS: Kühner, tapferer Held oder Kämpfer / CAMULATIS. Kühner, jugendlicher Recke

CAMULODUNUM. ist der alte keltische Name von Colchester, der ältesten römischen Stadt in Britannien. Die Stadt war der Hauptort des keltischen Stammes der Trinovanten.

{G} dùin –  einhegen, umzäunen, umschliesen, umfassen; dùn- befestigtes Haus oder Berg, Festung;(1)

CAMULODUNUM. Stadt/Festung des Camulos (des kühnen, tapferen Helden)



Weihestein für Mars Camulos aus dem Kastell Harenatium


THINCSUS – ALAISIAGAE – FIMMILENA – BEDA - FRIAGABIS - BAUDIHILLA - BADUHENNA

Mars Thincsus  ist der Name eines Gottes, der einzig in einer Inschrift auf einem Votivstein aus der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts aus Housesteads (Kastell Vercovicium) am Hadrianswall in Nordengland überliefert ist. Er wird allgemein als Kriegsgott gedeutet. Vercovicium war ein römisches Hilfstruppenkastell in Northumbria, im Nordosten von England, Parish Bardon Mill (Housesteads Farm, Haydon Bridge), einem Ortsteil der Stadt Hexham.

Am Nordhang des Chapel Hill bei Housesteads wurde 1883 im zum Römerlager Vercovicium gehörigen Tempelbezirk der Stein in situ in einem separaten Tempel des Mars zusammen mit einem mit Skulpturen verzierten Türsturz ausgegraben (vermutliche Darstellung des Mars mit Schild, Speer und Gans-Die Gans als Symbol für ‚Wachsamkeit‘), sodass es sich bei dem Stein möglicherweise um einen der Türpfosten des Gebäudes gehandelt hat. Er befand sich in einer Vergesellschaftung mit weiteren Votivsteinen der ‚Alaisiagae‘ ‚Beda‘ und ‚Fimmilena‘ und den im Planum der Kultstätte ergrabenen Stein für die ‚Baudihillia‘ und ‚Friagabis‘. Zugleich wurde ein weiterer Stein gefunden, der dem „Deo Marti“ gewidmet ist. Die Steine befinden sich im Depot und in der Ausstellung des ‚Chesters Roman Fort and Museum‘ in Hexham.

   „Deo / Marti / Thincso / et duabus / Alaisiagis / Bede et Fi/mmilene / et N(umini) Aug(usti) Ger/m(ani) cives Tu/ihanti / v(otum) s(olverunt) l(ibentes) m(erito).“    „Dem Gott Mars Thincsus und den zwei Alaisiagen, Beda und Fimmilena und der Göttlichkeit des Kaisers die Germanen vom Stamm der Tuihanten, die willig und gern ihr Gelübte erfüllten.“

Ein zweiter, aus demselben Material gefertigter und ebenfalls diesem germanischen Mars zugeordneter Stein ist der „DEO MARTI“-Stein (127 X 55 cm). Er ist aufwändiger gestaltet und an Schmalseiten und Kapitell mit Dekor versehen. Auf der linken Seite sind Axt und Messer, auf der rechten Seite Opferschale und Krug dargestellt.

   „Deo / Marti et duabus / Alaisiagis et N(umini) Aug(usti) / Ger(mani) cives Tuihanti / cunei Frisiorum / Ver(covicianorum) Se(ve)r(iani) Alexand/riani votum / solverunt / libent[es] / m(erito) .“  „Dem Gott Mars und den zwei Alaisiagen und der Göttlichkeit des Kaisers die Germanen vom Stamm der Tuihanten, des Cuneus der Friesen von Vercovicium, loyal dem Alexander Severus, die willig und gern ihr Gelübte erfüllten.“

Durch die Nennung des Alexander Severus sind diese Steine in die Regierungszeit des Kaisers zwischen 222 und 235 n. Chr. zu datieren. Sie wurden von Soldaten der bisher nur durch diese Inschriften belegten Tuihanten gestiftet, die einer römischen Auxiliareinheit, dem Cuneus Frisiorum Vercovicianorum angehörten. Neben der Stammesbezeichnung und der militärischen Zuordnung mit ethnischem Bezug ist die übergeordnete Selbstbezeichnung Germani auffällig. In der Notitia dignitatum ist der Ort als Borcovicium aufgeführt.(Wikipedia)


 

Mars Thincsus : Gälisch {G} tionc - sichern, bewahren, aus Gefahren erretten, befreien;(1)

MARS THINCSUS: Schutzgott, Erretter aus Gefahren


Alaisiagae: Angelsächsisch: al,  (im Anglischen ‚all‘)– alle, alles, jeder, jedes….;  sige – Sieg, Triumpf, Erfolg;(16)  

ALAISIAGAE: Siegesgöttinnen / Göttinnen, die (im Kampf) den Sieg herbeiführen  


Fimmilena: Gälisch {G} fiamh – 1. Furcht, Angst Schrecken. 2. schrecklich, fürchterlich, furchterregend;(1)

leon - Wunde, Verletzung, Qual, Plage; lean – Jammer, Schmerz, Gram, Ruin; / leanntan-Wut, Groll, Zorn;(1)

FIMMILENA: Kriegsgöttin, die Furcht, Angst, Schrecken und Qualen verursacht und Verletzungen zufügt

Beda und Baudihillia: Gälisch {G} bàth – Schlacht, Massaker, Mord, Totschlag, Tod;(1) 

Angelsächsich: beadu – Krieg, Kampf, Schlacht; /  hild – Krieg, Kampf; (16)
BEDA : Kriegsgöttin / BAUDIHILLIA: (grausame/rasende) Kriegsgöttin

Anmerkung: Tacitus berichtet in seinen Annalen (4,73) in Zusammenhang mit einem Gefecht zwischen Römer und Friesen von einem heiligen Hain der Göttin Baduhenna . 'henn' entspricht Gälisch 'ceann' - (Ober-)Haupt, Anführer, Kommandeur;(1)

BADUHENNA: Kriegsgöttin (Oberste Kriegsherrin, -anführerin)

Friagabis: {G} gab – Lanze, Spear; gàbhadh - Gefahr, Notlage; gàbhaidh – gefährlich, schrecklich, furchtbar, bedrohlich; / {G} frialta – frei, befreit; 

FRIAGABIS: Schutzgöttin (Göttin, die aus Gefahr oder Notlagen befreit) 

VERCOVICIUM: Angelsächsisch: weorc - Militärarbeiten, Schanzarbeiten, Festungsbau, Befestigungsanlage;

wic – Siedlung,Kastell,Festung; (16)

VERCOVICIUM: Bedeutung entweder Siedlung beim Kastell oder ist damit direkt das Kastell bezeichnet


ANTENOCITICUS

Condercum war ein römisches Reiterkastell auf dem Gebiet von Benwell, einem Stadtteil von Newcastle upon Tyne (Metropolitan County), Tyne and Wear, England. Es gehörte zu der aus insgesamt 16 Kastellen bestehenden Festungskette des Hadrianswalls und sicherte dessen östlichen Abschnitt. Das Lager wurde etwa 300 Jahre, vermutlich von 122 bis 400 n. Chr., vom Militär genutzt. Überregional bekannt geworden ist die Ausgrabungsstätte durch den mit einem Torbau gesicherten Übergang am südlichen Graben des Walls und einen Tempel des Antenociticus.

100 Meter östlich des Kastells stand auf dem Boden der Zivilsiedlung ein kleiner Tempel, der dem keltobritischen Gott Antenociticus geweiht war. Er maß 15,3 Meter (West-Ost) × 18,80 Meter (Nord-Süd). Sein Südende wurde durch eine 5,4 Meter breite Apsis abgeschlossen. Der Tempel konnte über den Eingang östlich der Apsis betreten werden, vermutlich befand sich der Haupteingang aber ursprünglich im Norden.  Funde von verbrannten Balken und Dachziegeln lassen annehmen, dass er im späten 2. Jahrhundert durch ein Feuer zerstört wurde. In der Apsis des Tempels fanden sich drei Skelette. Danach wurde sein Areal – noch in römischer Zeit – offensichtlich als Friedhof genutzt.

In der Apsis war eine lebensgroße Statue des des Antenociticus aufgestellt. Von ihr konnten der mit gelockten Haaren und Hörnern versehene Kopf, mit einem Halsring (Torques) um den Hals, und Fragmente eines Armes und eines Unterschenkels geborgen werden. Neben der Statue befanden sich dort noch drei Weihealtäre des Gottes. Eine der Altarinschriften nennt einen Präfekten der Vangionenkohorte (Tineius Longus). In ihr wird auch der konsularische Statthalter von Britannien, Ulpius Marcellus, genannt. Dies lässt darauf schließen, dass der Tempel zwischen 178 und 180 erbaut worden sein muss. Der zweite Altar wurde von einem Zenturio der Legio XX dem Antenociticus und dem vergöttlichten Kaiser gewidmet. Artefakte des Antenociticuskults kamen an keiner anderen römischen Ausgrabungsstätte ans Tageslicht. Es wurden auch keine anderen Skulpturen der Gottheit gefunden. Diesbezügliche Inschriften oder Widmungen, die anderswo im Römischen Reich auftauchten, sind nicht bekannt. Neben dem Antenociticustempel wurde in Condercum noch eine große Zahl anderer Weihungen an verschiedene Gottheiten gefunden. Einzigartig ist darunter noch ein Weihestein an die "drei Lamien" (lamiis tribus). Gälisch {G} làimh dhia – Hausgott, Gott der Hausgemeinschaft;(1)    

Antenociticus dürfte ein keltisches Schutzgott gewesen sein.

Gälisch: {G} an - hervorragend, erhaben,  berühmt; àin – ehrbar, lobenswert (1)

teanacas – einer der zu Hilfe eilt, Schutzmacht, Rettung, Erlösung, Heilung

teanachdadh – Schutz, Errettung aus unmittelbarer Gefahr

ci -wehklagen, jammern, weinen, als Substantiv: Klagegeschrei

ANTENOCITIUS: Erhabener Gott, der denjenigen die in unmittelbarer Gefahr  jammern und wehklagen zu Hilfe eilt;

                        Schutzgott, Nothelfergott


Mars CONDATIS / CONDATES

Condatis, auch Condates, war ein keltischer Gott, der vor allem in Britannien von den dort stationierten römischen Soldaten verehrt wurde. In der Interpretatio Romana wird er dem römischen Kriegsgott Mars gleichgesetzt.

Die Inschriften aus Cramond (Vorort von Edinburgh), Bowes in Yorkshire, Piercebridge bei Darlington (North East England) und Chester-le-Street bei Durham identifizieren ihn auch jedes Mal mit dem Gott Mars.


Altarstein von Piercebridge bei Darlington


Bisher wurde angenommen, daß der Name des Gottes in  Zusammenhang mit dem Ortsnamen Condate, der in Gallien oft für Siedlungen am Zusammenfluss von Flüssen verwendet wird, steht und daß er Funktionen in Bezug auf Wasser und Heilung hat. Das ist jedoch nicht zutreffend. Mars Condatis  ist ein Schutzgott, dessen Name sich wie folgt ableitet:

Gälisch: {G} conas – Kampf, Krieg, Schlacht, Gefecht; (1)

{G} condasach – wild, rasend, wutentbrannt; atais – Wehgeschrei, Leid, Klagegeschrei;(1)

{G} cond – Schutz, Sicherheit;(1)

MARS CONDATIS: Gott, der im Kampfgetümmel Schutz verleiht



Mars-Bronzefigur-Gallien / Lyon

NERTHUS

Nerthus wird im allgemeinen als eine Gottheit der germanischen Mythologie bezeichnet. Der Name ist allerdings keltischen Ursprungs!

Gemäß Kapitel 40 der Germania des römischen Dichters Tacitus wurde die Gottheit Nerthus von den germanischen Stämmen der Avionen, Anglier, Variner, Eudosen, Suardonen, nördlichen Sueben und Nuitonen verehrt. Tacitus beschreibt Nerthus als Erdenmutter (lat. terra mater), nennt sie aber nicht Göttin (lat. dea), sondern göttliches Wesen (lat. numen).

Auf einer Insel im Ozean (gemeint ist wohl die Ostsee), in einem heiligen Hain gab es laut Tacitus einen bedeckten Wagen, der nur von einem Priester berührt werden durfte. Mit diesem von Kühen gezogenen Wagen soll Nerthus durch das Land gefahren sein. Während dieser Fahrt herrschte bei den Stämmen ein heiliger Friede, der an den ebenfalls von Tacitus überlieferten Frieden bei den Suionen erinnert. Nach der Fahrt wurde der Wagen mit den ihn bedeckenden Tüchern in einem See von Sklaven gewaschen, die anschließend dort ertränkt wurden. Übersetzung des Orginatextes:

(1) Dagegen adelt die Langobarden ihre geringe Zahl: von vielen mächtigen Stämmen rings umgeben leben sie nicht aus Unterwürfigkeit, sondern durch Kampf und Wagnis in Sicherheit. Die Reudigner sodann und Avionen und Anglen und Variner und Eudosen und Suardonen und Nuitonen sind durch Flüsse oder Wälder geschützt. (2) An ihnen ist im einzelnen nichts Bemerkenswert, als dass sie insgesamt die Nerthus, d.h. die Erdmutter, verehren und von ihr glauben, sie greife in die menschlichen Angelegenheiten ein und komme zu den Völkern gefahren. Auf einer Insel des Ozeans ist ein heiliger Hain und darin ein geweihter, mit einem Tuch bedeckter Wagen. Berühren darf ihn allein der Priester. (3) Dieser erkennt es, wenn die Göttin im Heiligtum ist und geleitet ihren mit Kühen bespannten Wagen in tiefer Ehrfurcht. Fröhlich sind dann die Tage, Feste an allen Orten, die die Göttin ihres Besuches und Aufenthaltes würdigt. (4) Kein Krieg wird geführt, keine Waffen ergriffen, eingeschlossen ist jedes Schwert; aber Frieden und Ruhe kennt man nur, liebt man nur, bis der selbe Priester die Göttin, die des Verkehrs mit den Sterblichen satt geworden ist, ihrem Heiligtum zurückgibt. (5) Hierauf werden Wagen und Tücher und, wenn man es glauben mag, die Gottheit selbst in einem einsamen See gewaschen. Den Dienst verrichten Sklaven, die auf der Stelle der selbe See verschlingt. Daher waltet geheimes Grauen und eine fromme Unwissenheit darüber, was das sein möge, was nur Todgeweihte zu sehen bekommen.

Originaltext: Publius Cornelius Tacitus: De origine et situ Germanorum liber. Kapitel XL.

Die Göttin Nerthus mit ihrer Umfahrt durch das Land ist wahrscheinlich mit Fruchtbarkeit, Wohlstand und  im Zusammenhang mit den häuslichen Angelegenheiten zu sehen.

Auf einer Inschrift aus Hultehouse (deutsch Hültenhausen-Département Moselle, Kanton Phalsbourg) wird ein Mercurio Esunertus genannt. Es ist unklar ob es sich hierbei um eine Variante des Gottes  Esus oder  um den Namen des Stifters handelt:  Mercurio / Esuner/tus / Souni f(iliuds) / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito) [CIL 13, 11644]

Gälisch {G}neart, neirt – 1.Kraft, Stärke, Macht, Tatkraft, Vitalität, Lebenskraft; 2.Fülle, Überfluss; 3.Heldenmut;(1)

eirt – Macht, Kraft;(1)

Göttin NERTHUS: Die Starke, Lebenskräftige (die Fruchtbarkeit und Überfluss spendet)

MATRES OLLOTOTAE

In Britannien gibt es verschiedene Inschriftensteine, die Widmungen an die ‚Matres Ollototae‘ enthalten.

Links: Beispiel Weihestein vom Kastell Binchester (Vinovia):

‚Deab(us)

Matrib(us) O[l]lot(otis)

T[i]b(erius) Cl(audius) Quin-

tianus b(ene)f(iciarius) co(n)s(ularis)

v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)‘

 Gälisch {G} oll – groß, bedeutsam, erhaben, verehrt;(1) toth – Frau, Weib, weibliches Genital, Vagina; tota – Frau;(1)

Matres Ollototae: Die erhabenen Frauen / Mütter


Links: Weihestein gefunden bei Heronbridge, Cheshire

Text auf dem Stein: Deabus Matribus Ollototis Iul(ius) Secundus et Aelia Augustina


MERCURIUS QUILLENIUS

Grabungen im ehemaligen vicus bzw.  „Römerdorf“ von Groß-Gerau in Hesssen in der Flur ‚Auf Esch‘ haben einen Tempel des persischen Gottes Mithras aufgedeckt, dessen mystischer Kult sich bei den römischen Soldaten im 3. Jahrhundert großer Beliebtheit erfreute. Aus diesem Mithräum stammt eine Statuette mit Weihung an den Gott Mercurius Quillenius, eine ansonsten unbekannte Version des römischen Götterboten und Gott des Handels. Die Statuette stellt den sitzenden Merkur dar mit Mantel um die Hüften, Flügelhut, im linken Arm caduceus, in der Rechten einen Geldbeutel, neben dem rechten Fuß ein liegender Widder.

Inschrift auf dem Sockel:

Mercurio / Quillenio A(ulus) / Ibliomarius / Placidus neg(otiator) / cas(tello) Mat(tiacorum) lanius / v(otum) s(olvit) l(ibens) l(aetus) m(erito) Hier löst der Fleischhändler (negotiator lanius) Aulus Ibliomarus Placidus aus dem Castellum Mattiacorum -einem römisches Militärlager in Mainz-Kastel im Stadtkreis von Wiesbaden- dem Merkur Quillenius ein Gelübde ein.

Zum Namen ‚Ibliomarus‘:

Gälisch {G} ibh – Landleute, Landbewohner, Einheimische; Sippe, Stamm, Volk;(1) már – groß, bedeutend, angesehen, berühmt, von hohem Rang, von hohem Dienstgrad;(2)

IBLIOMARUS: der aus dem (‚gemeinen‘ Volk)  herausragende, jemand von höherem Rang (als der Durchnitt der Landbevölkerung), jemand der eine Funktion (z.B. ‚ beneficiarius praefecti Julius Ibliomarus ‚) hat oder einen privilegierten Beruf (z.B. ‚negotiator lanius‘- Fleischhändler)  ausübt.

Zum Namen ‚Quillenius‘:

Gälisch {G} cuile – Vorratskammer, Lagerraum, Vorratsschrank;(2) làin, làine – voll, gefüllt;(1/2)

MERCURIUS QUILLENIUS: Gott, der für volle Vorratskammern sorgt oder sorgen soll


VIRADECDIS / VIRODACTIS

Viradecdis (Viradechtis Virathethis, Virodactis) war eine weibliche, keltisch/germanische Gottheit, die vermutlich insbesondere von den Tungrern verehrt wurde. Die Göttin ist durch mehrere Votivinschriften des zweiten und dritten Jahrhunderts in Großbritannien, den Niederlanden, Belgien und Deutschland belegt.

Funktionelle und räumliche Verteilung der Inschriftensteine:

Von den insgesamt sechs Inschriftensteinen sind zwei von Militärs und vier von Zivilpersonen gestiftet worden. Zwei der Inschriften verweisen auf die Tungrer, wovon eine speziell auf den tungrischen Stamm der Condrusen hinweist. Die übrigen drei Funde stammen alle aus Südwestdeutschland.

Gälisch {G} fior- 1.wahr, echt, treu; 2.authentisch, unverfälscht, rein; 3.perfekt, makellos; 4.bemerkenswert, angesehen, namhaft, bedeutend;(1);

taic– Kraft, Stärke, Macht, Fähigkeit; dagh, deagh – gut, vortrefflich, würdig;(1);

Irisch {I} fíor [f’i:r] verstärkendes Fürwort mit der Bedeutung: stark, sehr, wahr, (überaus); (12)

Sanskrit {S}:  viráj – 1.strahlend; 2. herrschend; dáksa – tüchtig, geschickt; dáksas – tüchtig, gescheit, geschickt; dāksya – Fleiß, Gewandtheit, Geschicklichkeit;(10)

VIRODACTIS-VIRADECTIS: Die überaus starke, mächtige, vortreffliche, fähige (Göttin) bzw. die hoch angesehene starke, mächtige, vortreffliche (Göttin);

Der Begriff 'Lucena' für 'Virodactis'  auf dem Weihestein von Mogontiacum (siehe unten) : '..Virodacti / sive Lucen(a)e ' deckt sich mit der Bedeutung 'die Starke, Mächtige'.. : Gälisch {G} lùgh - Kraft, Stärke, Macht, Vitalität;(1)

Inschriftenfunde:

Großbritannien: Eine 1772 entdeckte Inschrift aus Blatobulgium am Hadrianswall im heutigen Council Dumfries and Galloway lautet:

   „Deae Viradec/thi pa[g]us Con/drustis milit(ans) / in coh(orte) II Tun/gror(um) sub Silvi/o Auspice praef(ecto)“

   „Für die Göttin Viradecthis von den Angehörigen des Bezirks der Condrusen, die in der 2. Kohorte der Tungrer unter dem Präfekten Silvius Auspex dienen.“


Niederlande: ein 1869 aufgefundener Votivalttar aus Fectio (Vechten) in der Provinz Utrecht wird auf das zweite Jahrhundert datiert [Bild links] Die Inschrift lautet:

   „Deae / [Vir]adecd(is) / [civ]es Tungri / [et] nautae / [qu]i Fectione / [c]onsistunt / v(otum) s(olverunt) l(ibentes) m(erito)“

   „Der Göttin Viradecdis haben die Bürger der Tungrer und die Schiffer, die in Fectio wohnhaft sind, ihr Gelübde eingelöst, gerne und nach Gebühr.“




Belgien: Die Inschrift von einem Weihestein, der 1967 in der Église St. Nicolas des belgischen Dorfes Strée-lez-Huy (flämisch: Strée)/Provinz Lüttich bei der Versetzung des Hochaltars in dessen Fundament gefunden worden war, stammt aus der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts und lautet:

   „[I]n h(onorem) d(omus) d(ivinae) // D(eae) Virathe/thi Supe/rina Sup/ponis / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)“

   „Zur Ehre des Kaiserhauses; der Göttin Virathethis hat Superina, Tochter des Suppo, ihr Gelübde erfüllt, gerne und nach Gebühr.“

Deutschland: Ein Votivstein wurde in Trebur vermauert in einem Kirchturm entdeckt. Seine Inschrift lautet:

   „[In h(onorem)] d(omus) d(ivinae) / [deae Vi]rodacthi / [pag]us Nidensis / et vicani August(ani) / publice fecerunt“

   „Zu Ehren des Kaiserhauses; der Göttin Virodacthis haben der Bezirk Nidensis und die Bewohner des Vicus Augustanus auf öffentliche Kosten (diese Weihung) anfertigen lassen.“

Die zweite Inschrift wurde 1881 in Mogontiacum (Mainz) gefunden und lautet:

   „Virodacti / sive Lucen(a)e / [A]ugustius Iustus ex voto / numinibus / [sa]nctissi/[mis“

   „Der Virodactis oder Lucena hat Augustius Iustus wegen eines Gelübdes, den heiligsten göttlichen Gewalten...“

Auf Grund ihrer starken namentlichen Abweichung ungesichert scheint hingegen eine 1863 gefundene Inschrift aus Kälbertshausen im Neckar-Odenwald-Kreis:

   „In h(onorem) d(omus) d(ivinae) / d(e)ae Viroddi / Avita Max(i)mi/ni v(otum) s(olvit) l(ibens) l(aetus) m(erito)“

   „Zu Ehren des Kaiserhauses, der Göttin Viroddis (gegenüber) hat Avita Maximinus sein Gelübde gerne, freudig und nach Gebühr erfüllt.“

VASSOCALETIS

Vassocaletis war ein keltischer Gott, der mit dem römischen Mercurius gleichgesetzt wurde. Der Göttername ist schlecht belegt. Ein Inschrift von Bitburg im Gebiet der Treverer war dem MERCVR VASSOCALETI gewidmet. Als der alemannische König Chrocus um 260 in Gallien einfiel, plünderte er in Clermont-Ferrand im Lande der Arverner den Tempel des Mercurius Vasso Galate.

Gälisch {G} fàs – Wachstum, Zunahme, Steigerung; càil – Vermögen, Besitz;(1)

Sanskrit: {S} kalyána – Glück, Segen;(10)

VASOCALETIS: Gott der das Vermögen/den Besitz vermehrt

VERCANA

Vercana war eine  keltische Göttin, die in Gallien verehrt wurden. Der Name ist aus folgenden zwei Inschriften bekannt:

Eine Brunnenschale aus Ernstweiler bei Zweibrücken ist der DEAE VERCANV gewidmet[1]. In der zweiten aus Bad Bertrich stammenden Inschrift wird sie zusammen mit MEDUNA genannt[2]. Bad Bertrich, das römische Bertriacum, liegt in der südlichen Vulkaneifel nahe der Mosel.

Zu römischer Zeit wurde die dortige Thermalquelle bereits so geschätzt, daß im 4. Jahrhundert n. Chr. ein großes römisches Heilbad entstand. Unter den Kaisern Valentinian II. und Gratian wurden prächtige Badeanlagen mit Säulentempeln errichtet. Das Thermalwasser, das in Bertriacum zu Tage tritt, hat eine Temperatur von 32 Grad und gilt heute noch als wirksam bei Magen- und Darmerkrankungen. Bereits die Römer fassten die Quelle, die aus einer 2,3 km tiefen Bruchzone durch Felsgestein an die Oberfläche steigt, in einer 25 Meter langen Quellfassung. Durch bleiernde Steigrohre wurden pro Minute 123 Liter direkt in die Bäderanlagen geführt. Das Fördersystem, das aufgrund des natürlichen Steigdrucks ohne Pumpen auskam, war ausgeklügelt. Die Quellfassung war mit Estrich versiegelt, damit das Wasser gegen Schmutzeintrag von außen geschützt war. Die Heilquelle wurde in Folge zu einer überregional bedeutsamen Pilger- und Kurstätte.

Besonders interessant ist der Fund eines 30cm hohen Weihealtars aus Sandstein (CIL XIII 7667), der den Göttinnen Meduna und Vercana geweiht ist. Die keltische Meduna, die bei den hier ansässigen Treverern verehrt wurde, gilt bis heute als die Schutzpatronin des Ortes Bad Bertrich. Da die Inschrift in der Nähe der warmen Quellen gefunden wurde, liegt die Vermutung nahe, daß es sich bei diesen Göttinnen um Quell- oder Heilgöttinnen handelt. Allerdings sind keine bildlichen Darstellungen dieser Göttinnen bekannt. Die Nennung auf einer Brunnenschale und bei den warmen Heilquellen von Bad Bertrich spricht für eine Quellgöttin.

[1] CIL 13, 04511 - In h(onorem) d(omus) d(ivinae) deae Vercanu / isd(em) co(n)s(ulibus) ips(?) Ant() Q() F() pos(uit?) aq(uaeductum?) / V Id(us) Mai(as)

[2] CIL 13, 07667 - De(a)e Vercan(a)e / et Medun(a)e / L(ucius) T() Acc(e)ptus / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)

Übersetzung: Den Göttinnen Vercana und Meduna hat Lucius T. Acceptus sein Gebübde gerne und nach Gebühr eingelöst.

Kornisch {K} ver – groß, großartig, bedeutend;(12)

Gälisch {G}fear – 1. bester, beste, bestes 2. vorzüglich,  “überaus…”: Die Silbe 'ver' steckt auch im englischen ‚very‘ – sehr, überaus..

can, càin – 1.weiß; 2.züchtig, jungfräulich, tugendhaft; 3. lieb, teuer; 4. klar, hell, schön, gerecht, rein, unverfälscht;(1)

Sanskrit: {S}kānti – 1. Liebreiz: 2. Glanz, Strahl;(10) 

VERCANA: Die überaus klare, helle, reine, tugendhafte Göttin.

Der Name deutet somit auch auf die reinigende und heilende Wirkung der Quellwässer hin.

Der Name BERTRIACUM ist ebenfalls keltisch:

Keltisch/Gälisch: {G} bear, bir , bior – Wasser, Quelle, Brunnen;(1)(2) / tri – drei;(1)

BERTRIACUM: Ort an den 3 Quellen;

MEDUNA

Meduna ist eine keltische Göttin, die in einer Inschrift auf einer Brunneneinfassung aus Bad Bertrich zusammen mit Vercana genannt wird.

Beide Göttinnen sind in diesem Zusammenhang wohl als Quell-, Gesundheits- und Heilgöttinnen anzusprechen. (Beschreibung der Göttin VERCANA siehe weiter oben).

[CIL 13, 07667] - De(a)e Vercan(a)e / et Medun(a)e / L(ucius) T() Acc(e)ptus / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)

Übersetzung: Den Göttinnen Vercana und Meduna hat Lucius T. Acceptus sein Gebübde gerne und nach Gebühr eingelöst.

Gälisch {G} mead – Größe, Vergrößerung, Länge, Weite, Umfang, Ausmaß;(1)(2)

ùine – Leben, Lebenszeit, Lebensdauer;(1)

MEDUNA: Göttin, die die Lebenszeit verlängert