Keltologie-Celtic Studies                
 


 VALLUS

Vallus auf einem Relief aus Buzenol (Belgien)  Museum Montauban-Buzenol

Der Vallus war eine antike Erntemaschine im gallo-römischen Raum. Das Gerät wird von den römischen Schriftstellern Plinius dem Älteren Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr.[1] und von Palladius, der das Gerät 'vehiculum per messes' („Erntemaschine“) nennt, beschrieben  Das Gerät wurde in Gallier zu Zeitersparnis bei der Getreideernte eingesetzt und von einem Arbeitstier geschoben. Wie ein erhaltenes Relief aus Arlon zeigt, bestand die gallo-römische Mähmaschine aus einer zweirädrigen Wagenachse, auf die ein Kasten montiert war. Das Unterteil des muldenförmigen Kastens bildete eine kammartige Zuführung, deren Ende aus einer V-förmige zulaufenden Rupfvorrichtung bestand, die die Ähren von den Halmen trennten. Zwischen einer  Doppeldeichsel wurde ein Zugtier geschirrt, das die Mähmaschine vor sich herschob. Durch Senken oder Anheben der Deichsel konnte die Höhe der Schneid-Rupfvorrichtung verändert werden. Getreideähren, die zwischen die Greifzähne gerieten, wurden so abgerissen und im Sammelkasten aufgefangen. Dieses vorwiegend in den gallischen Provinzen eingesetzte Gerät erleichterte und beschleunigte die Ernte durch den  Einsatz von Ochsen oder Eseln.

Der Begriff ‚vallus‘ wird aktuell in verschiedenen Abhandlung aus dem Lateinischen vallus – mit Pfahl übersetzt, was jedoch nicht zutreffend ist.

Der Begriff ist keltisch und bedeutet:

Bretonisch: falc’h [falx] – Sense; falz [fals]-Sichel;(7) / Gälisch: {G} fàl – schneiden, mähen;(1)

Vallus auf einem ergänzten Grabrelief aus Trier

[1]Historia naturalis, Buch 18, Kap.72, Abschnitt. 296

Palladius Rutilius Taurus Aemilianus (kurz Palladius) war ein römischer Fachschriftsteller, der im 5. Jahrhundert lebte.

Er schreibt in seinem Opus agriculturae (Libri XIV, Liber VII/II. De messibus): ...aus Gründen der Zeitersparnis verrichtet für die Erntearbeit in den Ebenen Galliens - abgesehen von Feldarbeitern - ein einziger Ochse die Arbeit, um das gesamte Weizenfeld zu mähen. Das ermöglicht ein zweirädriges Gefährt.

Dessen quadratische, aus Brettern gefertigte Oberfläche lässt sich auf die Höhe des üppig bestellten Feldes auf- oder abneigen. An die vorderen Planken sind zahlreiche etwas auseinanderstehende Zähne angebracht, um am oberen Teil die Ähren zu erfassen. Am hinteren Teil findet man zwei kurze Deichseln, wie man sie beispielsweise vom Volk der Basterner (ostgerm. Volk am Schwarzen Meer) her kennt. Dort wird dem Ochsen das Geschirr von sanfter Hand angelegt, damit er den Wagen, ohne zu entweichen, nach vorne schiebt. Wo dann die Erntemaschine (vehiculum per messes) ihre Arbeit beginnt, ergreifen die Zahn-Planken die Ähren, rupfen sie ab und häufen sie auf der Ladefläche an, die Spreu zurücklassend. Gewöhnlich folgt ein Ochsentreiber dem Gefährt. Nach wenigen Durchgängen und nicht allzu vielen Stunden ist das Korn gemäht. Diese Mähmaschinen eignen sich für die Ebene oder ähnlichen Gegenden, in denen man auf die Spreu verzichten kann.